Revision von Koni/Ikon Federbeinen
Dieser Beitrag
soll helfen, Koni/Ikon Federbeine selber zu revidieren. Es wurde bewusst auf
Spezialwerkzeuge verzichtet, so dass die Revision auch in einer einfach
ausgestatteten Werkstatt möglich ist.
Ich empfehle, die beschriebene Modifikation mit dem Ölzusatz und der oberen
Klemmung schon bei neuen Federbeinen zu machen. Der Ölzusatz verbessert das
Ansprechverhalten des Dämpfers spürbar und verringert den Verschleiss. Die obere
Klemmung ist leider eine Fehlkonstruktion und wurde sicher aus Kostengründen so
gewählt. Die nachfolgend beschriebene Modifikation behebt das Problem.
Zerlegen:
Als erstes muss die Feder weg. Die einfachste Möglichkeit ist das Runderziehen
der Feder mit einem Spanngurt, wie wie auf den Bildern zu sehen. Es muss dabei
sichergestellt sein dass das Federbein so eingespannt ist, dass es nicht weg
kippen kann. Zuerst muss der Anschlaggummi ganz runter geschoben werden. Dann der
Spanngurt so einfädeln, dass man durch Draufstehen auf die untere Schleife die
Feder spannen kann. Dann den Teller raus nehmen und die Feder vorsichtig
entspannen und Feder sowie Einstellring entfernen.
Obere Klemmung lösen:
Die allermeisten Konis die ich revidiert habe, hatten eine ausgeschlagene obere
Klemmung. Dadurch kippt das obere Auge zur Dämpferstange. Die Einstellwelle der
Dämpfereinstellung wird verkantet und beginnt undicht zu werden, gut zu sehen
auf nachfolgendem Bild. 95% aller ölenden Konis ölten nicht bei der
Dämpferstange, sondern bei der Einstellwelle. Aus diesem Grund sollten auch neue
Konis bei der Klemmung modifiziert werden.
Als erstes muss die Klemmschraube gelöst werden. Da kaum jemand einen passenden
Stiftschlüssel besitzt, kann die Schraube auch gut mit einer Wasserpumpenzange
gelöst werden. Einsprühen mit WD40 o.ä. und warten über Nacht hilft sehr bei
älteren Federbeinen, wo die Schraube festsitzt. Wichtig ist ein kräftiges Zudrücken, damit die Zange auf keinen Fall abrutscht. Die kleinen Abdrücke der
Zange stören überhaupt nicht, im Gegensatz zu den Schäden wenn man abrutscht!
Nach dem Lösen der Klemmschraube kann die
obere Aufnahme zerlegt werden. Gut zu sehen ist, dass das Klemmteil schon gebrochen
ist. Dies besteht normalerweise aus einem Teil, was eine Ursache für das
Nachlassen der Klemmung ist.
Nun wird der Dämpfer durch Lösen der Verschlussschraube geöffnet. Auch hier kann
bei Fehlen eines geeigneten Stiftschlüssels mit der Wasserpumpenzange gelöst
werden. Diese Schraube sitzt normalerweise nicht so fest.
Nachdem die Verschlussschraube weg ist muss der O-Ring mit einem kleinen
Schraubenzieher aus der Nut geholt werden. Diesen O-Ring musste ich noch nie
ersetzen, also vorsichtig rausnehmen. Danach kann der Dämpfereinsatz als ganzen
rausgezogen werden.
Nun kann das Öl aus dem Dämpfer ausgeleert werden, aber Achtung: im Boden liegt eine
Stahlscheibe die im Öl klebt. Diese unbedingt rausklopfen und zur Seite legen,
sonst fällt sie irgendwann raus und fehlt dann.
Das Innerrohr des Dämpfers ist immer noch komplett mit Öl gefüllt. Dieses durch
rausziehen der Stange entleeren und und den oberen Führungsring rausziehen. Oft
hat es im Bereich der oberen Klemmung Graten von der Klemmung. Diese müssen mit
einer feinen Schlüsselfeile entfernt werden, so dass die Stangenführung ohne
Widerstand abgenommen werden kann. Nun prüfe ich die Dämpferstange auf Riefen,
sowie die Stangendichtung auf Verschleiss. Bei Ölverlust wird meistens die
Stangendichtung vermutet. Nach meiner Erfahrung hält die fast ewig. Wenn sie
spröde oder abgerieben und ohne Vorspannung ist, einfach ersetzen (Adresse
unten).
Nun muss der Führungsring der Dämpfereinstellstange entfernt werden. Das ist
etwas friemlig. Am besten geht es durch Raushebeln mit einer scharfen Klinge.
Wenn er ein wenig raussteht, kann man ihn mit einem Elektronikseitenscheider gut
packen und
rausziehen.
Als nächstes kann der Dämpfereinsatz abgeschraubt werden. Ich habe hier Schrauben mit
11er und 12er Sechskant gesehen. Danach den Dämpfereinsatz inkl. Gummiring
vorsichtig abziehen und zur Seite legen. Der Dämpfereinsatz besteht aus einer
Vielzahl von Scheiben und Ringen. Die Reihenfolge genau merken/aufschreiben,
damit beim Zusammenbau alles wieder stimmt. Ansonst ist die Wirkung weg!
Danach kann die Einstellstange durchgezogen, und der kleine O-Ring unter dem
Plastikring rausgeholt werden.
O-Ring, Plastikführung und Gummiring sind Verschleissteile und sollten genau
geprüft und ggf. ersetzt werden.
Nun geht es darum, die ausgeschlagene Klemmung zu reparieren. Der einfachste Weg
ist sicher, sich ein neues Klemmteil zu beschaffen (Adresse unten). Alternativ
geht auch das Reparieren. In jedem Fall sollte das Klemmteil zweiteilig sein,
wenn es noch einteilig ist sollte es in der Mitte durchgetrennt werden. Geht am
Besten mit der Trennscheibe eines Dremels.
Wenn das alte Klemmteil repariert werden soll beschafft man sich Stahlblech mit
einer Dicke von 0.2 bis 0.3mm. Nun werden die zwei Anschrägungen am Klemmteil so
nachgefeilt, dass sie glatt und winklig sind. Dann schneidet man aus dem Blech
zwei kleine Einlagen und klebt sie mit Sekundenkleber an die gut
entfetteten Flächen der Dämpferstange (siehe Bilder). Wenn der Sekundenkleber
ausgehärtet ist kann man die Kontur mit einer feinen Schlüsselfeile gut
nacharbeiten. Mit der Trennscheibe eines Dremels geht es noch einfacher.
Als nächstes modifizieren wir die Verschlussschraube. Mit dem Stiftschlüssel ist
das benötigte Drehmoment für eine sichere Klemmung kaum zu erreichen. Ich habe
gute Erfahrungen damit gemacht, an der Verschlussschraube zwei Flächen für einen
17er Gabelschlüssen an zu bringen. Mehr als einen Schraubstock, eine Feile und
etwas Gefühl braucht es nicht.
Nachdem alle Teile gereinigt sind, setze ich die Dämpferstange wieder zusammen.
Zuerst die Einstellstange einsetzen, dann den Gummiring und die Teile des
Dämpferkolbens in richtiger Reihenfolge! Dann die Hohlschraube, mit Gefühl
anziehen. Da sie hohl gebohrt ist verträgt sie nicht so viel Drehmoment. Ich
sichere diese Schraube mit eine Hauch "Schraubensicherung mittelfest". Dann den
O-Ring und die Plasikführung der Einstellstange einsetzen. Der O-Ring gut fetten
und vorsichtig einschieben, damit er nicht verletzt wird.
Nun prüfe ich den Sitz der Klemmteile auf der Kolbenstange. Dazu nehme ich die
Verschlussschraube und setz die Klemmteile ein, siehe Bild. Jetzt kann ich ggf.
noch nacharbeiten. Zur Probe setze ich Einstellrad, Blattfeder und
Klemmteile in den Kopf ein. Man beachte die beiden Nasen, welche den
Verdrehschutz für die Klemmteile bilden.
Nun setze ich die Stahlscheibe und das innere Dämpferrohr ein und befülle den
Dämpfer mit Öl.
Es braucht 75ccm SAE15. Ich nehme 71ccm Öl und 4ccm "Molycote A", oder eine
gleichwertige Molybdänsulfid-Dispersion. Dieses reduziert den Verschleiss und
den Stick-Slip-Effekt. Das Federbein spricht spürbar feiner an. Danach setze ich
Dämpferstange, Führung, O-Ring und Verschlussschraube auf und schiebe es ein.
Der O-Ring sollte mit einem Schraubenzieher sauber in die Nut gedrückt werden
bevor man anzieht.
Als nächstes kommt Anschlagscheibe, Anschlaggummi und ggf. Distanzring auf die
Dämpferstange. Die Klemmschraube wird innen im Konus und am Gewinde gut
eingefettet. Nun richte ich die Fläche der Einstellwelle auf die Fläche an der
Dämpferstange aus. Dies entspricht der Stellung "1". Dann fette ich die
Klemmteile und setzte diese, sowie Blattfeder auf und richte es wie auf dem Bild
aus. Jetzt noch das Einstellrad drauf. Nun des Kopfteil so aufsetzen dass die
Zahl "1" sichtbar ist und die Klemmschraube eindrehen. Es ist ein sehr grosses
Feingewinde, das verkantet leicht. Also Vorsicht. Beim Festdrehen immer etwas
bewegen damit die Teile spannungsfrei zu liegen kommen. Wenn ich Handfest
angezogen habe kann ich das Kopfteil im Schraubstock einspannen und mit dem 17er
die Klemmschraube festziehen. Es verträgt ordentlich Drehmoment, sicher 45Nm.
Beim Festziehen immer wieder an der Stange rütteln damit sich die Teile setzen.
Am Schluss muss die Stange bombenfest sitzen!
Jetzt noch eine Funktionsprüfung. Auf allen vier Stufen die Zug- und Druckstufe
testen. Auf Stufe "4" braucht es richtig Kraft, auf niedrigsten Stufe geht es
recht leicht.
So, nun bleibt nur noch die Feder wieder auf zu setzen und fertig ist die
Revision!
Ich empfehle dringend, nach ca. 5000km die Klemmschraube nach zu ziehen, das
sich das Ganze immer etwas setzt. Wenn es Spiel hat zerstört es sich selber!
Teile bekommt man bei:
Kimphi KFZ-Teile GmbHl
Roermonder Straße 2
41372 Niederkrüchten
Deutschland
Tel. 0241-51566956
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